Die Chronik der Drachenlanze 01 - Drachenzwielicht by Margaret Weis

Die Chronik der Drachenlanze 01 - Drachenzwielicht by Margaret Weis

Autor:Margaret Weis [Weis, Margaret]
Die sprache: deu
Format: epub


Frostige Dämmerung

Hängebrücken. Dunkles Wasser

Tanis spürte Klauenhände seine Kehle umklammern. Er kämpfte und kämpfte, und als er wach wurde, sah er, daß Flußwind sich in der Dunkelheit über ihn beugte und ihn grob schüttelte.

»Was…?« Tanis setzte sich.

»Du hast geträumt«, sagte der Barbar grimmig. »Ich mußte dich wecken. Deine Schreie hätten jede Armee auf uns gelenkt.«

»Ja, danke«, murmelte Tanis. »Tut mir leid.« Er versuchte, den Alptraum von sich zu schütteln. »Wie spät ist es?«

»Noch ein paar Stunden bis zur Dämmerung«, antwortete Flußwind müde. Er ging wieder zu seinem Platz zurück und lehnte seinen Rücken gegen den Stamm eines verkrüppelten Baumes. Goldmond lag schlafend neben ihm. Sie begann zu murmeln und den Kopf zu schütteln und gab kleine leise, wimmernde Schreie von sich wie ein verletztes Tier. Flußwind streichelte über ihr silbergoldenes Haar, und sie erzitterte.

»Du hättest mich früher wecken sollen«, sagte Tanis. Er stand auf und rieb seine Schultern und seinen Hals. »Es ist meine Wache.«

»Glaubst du etwa, ich kann schlafen?« fragte Flußwind bitter.

»Du mußt schlafen«, antwortete Tanis. »Sonst kommen wir wegen dir langsamer voran.«

»Die Männer meines Stammes können viele Tage ohne Schlaf gehen«, sagte Flußwind. Seine Augen waren stumpf und glasig, und er schien in das Nichts zu starren.

Tanis wollte anfangen zu argumentieren, seufzte dann und hielt den Mund. Er wußte, er würde den Schmerz niemals richtig nachempfinden können, der den Barbaren zerfraß. Freunde und Familie – einfach alles – vernichtet, es muß so grausam sein, daß selbst sein Geist vor dieser Vorstellung zurückschreckt. Tanis ließ ihn allein und ging zu Flint hinüber, der an einem Stück Holz schnitzte.

»Du könntest auch ein wenig schlafen«, sagte Tanis zum Zwerg. »Ich werde eine Weile Wache halten.«

Flint nickte. »Ich habe dich schreien gehört. Hast du Que-Shu verteidigt?«

Tanis runzelte bei der Erinnerung die Stirn. Er zitterte in der eiskalten Nacht und zog seinen Umhang fester um sich. »Irgendeine Idee, wo wir sind?« fragte er Flint.

»Der Barbar sagt, wir sind auf einer Straße, die als die Östliche Straße der Gelehrten bekannt ist«, antwortete der Zwerg. Er streckte sich auf dem kalten Boden aus und zog ein Tuch um seine Schultern. »Irgendeine alte Straße. Es gab sie schon vor der Umwälzung.«

»Ich vermute, wir haben nicht das Glück, daß diese Straße uns nach Xak Tsaroth führt.«

»Flußwind scheint nicht so zu denken«, murmelte der Zwerg schläfrig. »Er sagt, er wäre ihr nur eine kurze Strecke gefolgt. Aber zumindest würde sie uns durch die Berge führen.« Er gähnte laut und drehte sich auf die Seite, sein Umhang diente ihm als Kopfkissen.

Tanis atmete tief. Die Nacht schien friedlich zu sein. Sie waren auf ihrer wilden Flucht aus Que-Shu weder auf Drakonier noch auf Goblins gestoßen. Wie Raistlin sagte, hatten die Drakonier Que-Shu anscheinend wegen des Stabs angegriffen und nicht aufgrund irgendwelcher Schlachtvorbereitungen. Sie hatten zugeschlagen und sich dann zurückgezogen.

Fröstelnd ging der Halb-Elf wieder zu Flußwind. »Hast du eine Vorstellung, wie weit es noch ist und welche Richtung wir einschlagen müssen?« Tanis hockte sich neben den Barbaren.

»Ja«, Flußwind nickte und rieb seine brennenden Augen. »Wir müssen Richtung Nordosten, zum Neumeer. Dort soll die Stadt sein.



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